Stellungnahme Memoria Denkmal

Stellungnahme des Ausländerbeirats der Universitätsstadt Marburg zu dem Angriff auf das Mahnmal „Memoria“ (Friedrichplatz) für die Opfer rassistischer Gewalt in Deutschland/ Hanau

 In der Nacht des 23.04.2021 wurde an dem Mahnmal „Memoria“ (Friedrichplatz) für die Opfer rassistischer Gewalt in Deutschland Vandalismus verübt. Diese rassistisch motivierte Tat macht uns, den Ausländerbeirat der Universitätsstadt Marburg, tief betroffen. Sie stellt für uns dar, den Versuch die Marburger Bevölkerung zu spalten.

 Vielfalt ist eines der zentralen Charakteristika unserer Stadt. Sie setzt einen Konsens über das Zusammenleben aller Marburgerinnen und Marburger mit und ohne Migrationshintergrund voraus. Alle Mitglieder unserer vielfältigen Stadtgesellschaft sollen sich sicher fühlen. Daher ist es ein selbstverständlicher Anspruch unserer Gesellschaft, dass wir auch in Marburg ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer rassistischer Gewalt errichten sollen. Marburger sollen hier nicht wegschauen, weil das dem Rassismus nur Auftrieb gibt.

 Für das friedliche Miteinander und die freundschaftliche Begegnung müssen wir alle gemeinsam Orte der Erinnerungen schaffen, die uns ermahnen, dass Hass und Rassismus immer noch präsent und zu bekämpfen sind.

Pressemitteilung des Ausländerbeirates zum Wahlergebnis

Deutlich stärkere Wahlbeteiligung bei den Ausländerbeiratswahlen in 2021

Der Ausländerbeirat der Universitätsstadt Marburg freut sich über eine mehr als 90 %ige Zunahme der Wahlbeteiligung bei den Wahlen zum Ausländerbeirat am 14. März 2021 in Marburg.

Mit 12,61% haben wir nicht nur die Wahlbeteiligung fast verdoppelt im Vergleich zu 2015 sondern auch eine hervorragende Quittierung und Aufteilung der Listenplätze erreicht. Mit 10 Frauen und 5 Männern als Vertreter*innen aller fünf Listen.

Wir möchten all unseren Wähler*innen, Kandidat*innen und Unterstützer*innen unseren herzlichen Dank aussprechen! 

Die erstmals am selben Tag durchgeführte Wahl des Ausländerbeirats am Tag der Kommunalwahl hat uns Kandidat*innen noch stärker motiviert und miteinbezogen. Wir haben uns zahlreich und kreativ trotz Corona- Einschränkungen für die Wahlkampagne engagiert. Wir fühlen uns dadurch wertgeschätzt und sehen unseren Erfolg und die deutlich gestiegene Wahlbeteiligung als ein Beleg dafür, dass es auch zukünftig die Ausländerbeiratswahlen immer parallel zu den Kommunalwahlen durchführen zu lassen. Die Zahlen der Wahlbeteiligung in Hessen sprechen für sich: In fast ganz Hessen verdoppelte sich bei den Ausländerbeiratswahlen die Wahlbeteiligung. In manchen Fällen fand gar eine Verdreifachung (AB Bad Vilbel, Oberursel oder Maintal z. B.) statt.

Der Aufruf der Marburger Stadtfraktionen für die Ausländerbeiratswahlen hat gewirkt. So haben wir eine breitere Anerkennung und Unterstützung bekommen. Das hat u.a. noch klar gemacht, dass der Ausländerbeirat auf der politischen Ebene ein wichtiges Gremium ist, das noch mehr bewirken kann, wenn es besser in die Stadtpolitik mit einbezogen wird. 

Im Namen aller fünf Kandidat*innenlisten des Ausländerbeirats Marburg sagen wir Danke und blicken motiviert auf die nächsten fünf Jahre.

Sylvie Cloutier
Vorsitzende des Ausländerbeirats Marburg

Sprache Macht Rassismus

Repost von: Blog (marburg-liebe.de) Text von Luzie Hegele und Shérif Korodowu, Mitglied des Ausländerbeirates.

Shérif Korodowu, Mitglied des Ausländerbeirates.

Der gewaltsame Tod George Floyds im US-Staat Minnesota Ende Mai dieses Jahres erregte weltweit Aufmerksamkeit, Polizeigewalt und Rassismus waren bestimmende Themen. Im Rahmen von „Black Lives Matter“ (kurz: BLM) gingen Millionen von Menschen auf die Straßen um zu demonstrieren und zu protestieren – auch hier in Marburg. Und obwohl das Thema mittlerweile, ein halbes Jahr später, nicht mehr so präsent in den (sozialen) Medien ist und die Vorweihnachtszeit einem eine „Alle-haben-sich-lieb“-Brille aufsetzt: Rassismus ist noch da und das Kämpfen für Gleichberechtigung auf allen Ebenen noch lange nicht vorbei.

Rassismus: ein konstanter Begleiter unserer Sprache

Rassismus beginnt nicht damit, dass Menschen ausgeschlossen, misshandelt oder sogar hingerichtet werden. Fremdenfeindlichkeit beginnt viel früher und schleicht sich immer wieder in unsere Sprache. Und Worte sind eben nicht nur Worte, sondern ein ernstzunehmendes Machtinstrument, das die Realität verändern oder untermauern kann. Haben Sie gerade den Begriff „Fremdenfeindlichkeit“ bedeutungsgleich für Rassismus gelesen ohne die synonymische Verwendung zu hinterfragen? Wird damit nicht impliziert, dass die Diskriminierung „Fremden“ entgegengebracht wird? Kann jemand, der hier aufgewachsen oder sogar geboren ist, „fremd“ in diesem Land sein? Rassismus wird Personen aufgrund äußerlicher Merkmale entgegengebracht, die eine bestimmte Abstammung vermuten lassen. Einfach so.

Shérif Korodowou hat sich bereits in Situationen befunden, in denen er sich durch etwas Gesagtes diskriminiert gefühlt hat. Korodowou kam 1995 im Anschluss an sein Germanistikstudium in Togo nach Deutschland, wo er 2002 das Studium der Politikwissenschaft mit Diplom abschloss. Heute ist er hauptberuflich tätig als Fortbildner für Gewaltprävention und Konfliktbearbeitung im Rahmen des Impuls-Institutes für Konstruktive Konfliktbearbeitung. Dieses gründete er im Jahr 2005 gemeinsam mit seiner Frau. Nebenberuflich fungiert er als Dolmetscher im Asyl- und Strafverfahren beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), sowie für Verwaltungsgerichte, Amts- und Landgerichte für vier afrikanische und drei europäische Sprachen. Als ehemaliger Integrationsbeauftragter der Stadt Marburg, langjähriger Vorsitzender des Afrikanischen Studierendenvereins sowie als Mitglied des Ausländerbeirates der Stadt Marburg verfügt er über fundiertes Wissen rund um die Themen Rassismus, Asyl und Integration.

Rassistisch sein ohne Rassist zu sein

„Begriffe wie ‚farbig‘ oder ‚dunkelhäutig‘ haben mich weniger gestört als die Reaktion der Sprechenden, wenn ich versucht habe, ihnen zu erklären, dass – beziehungsweise warum – diese Begriffe weder korrekt noch angemessen sind“, erzählt Korodowou. „Einige verstehen es nicht oder wollen es nicht verstehen. Andere gehen direkt in die Verteidigung nach dem Motto ‚Ich bin doch kein Rassist. Ich habe auch dunkelhäutige Freunde.‘“

Wie drückt man sich nun also korrekt aus? Welche Formulierungen sind diskriminierend und sollten nicht mehr Teil unseres Sprachgebrauchs sein? Teilweise werden rassistische Benennungen und Redewendungen benutzt, ohne dass den Sprechenden die Problematik bewusst ist.

Shérif Korodowou hat ein paar Begriffe definiert und erklärt, für was sie stehen und in welchem Zusammenhang sie was bedeuten:

„‚Schwarz‘ ist zwar politisch korrekt, viele Schwarze benutzen aber häufiger den Begriff ‚Black‘, um sich und andere Schwarze zu bezeichnen“, ergänzt Korodowou.

Für (Black, Indigenous and) People/Person of Color gibt es kein Pendant in der deutschen Sprache.

Selbstbezeichnung = Selbstbestimmung

Für die Wichtigkeit der Verwendung von Selbstbezeichnungen nennt Shérif Korodowou zwei ausschlaggebende Gründe: „Selbstbezeichnung ist Selbstbestimmung. Außerdem steht die Selbstbezeichnung für die Schwarze Community vor allem für eine Unabhängigkeit von anderen und für eine Emanzipation aus der Unmündigkeit. In vielen Bereichen wird für Schwarze Menschen entschieden. Ihnen wird geholfen ohne zu fragen, ob sie Hilfe benötigen oder welche Hilfe sie brauchen. Jahrhundertelang galten sie und ihr Herkunftskontinent als unmündig. Die Selbstbezeichnung ist eine politische Botschaft, die lautet: ‚Wir können entscheiden, wie wir genannt werden wollen und bitten alle, diese Entscheidung zu respektieren.‘“

Informieren – Akzeptieren – Ändern

Auf die Frage, was weiße Menschen tun können, um Sprache nicht weiter diskriminierend zu verwenden, hat der Marburger eine klare Antwort: Sich über Begriffe und deren Geschichte zu informieren ist der erste Schritt. „Sprachen entwickeln sich und bestimmte Begriffe sind mit der Zeit veraltet oder diskriminierend: Es ist noch nicht lange her, da war es normal ‚Zigeuner‘ oder ‚Fräulein‘ zu sagen.“, so Korodowou. Dass das N-Wort mittlerweile für die meisten in Deutschland ein No-Go ist, freut den Dolmetscher: „Es herrscht fast überall Konsens, dass dieses Wort total erniedrigend für die Betroffenen ist.“ Eine weitere positive Entwicklung sieht er in der Umbenennung der, wegen ihres Namens seit langem in der Kritik stehenden Mohrenstraße in Anton-Wilhelm-Amo-Straße (Anton Wilhelm Amo war der erste bekannte Rechtsgelehrte und Philosoph afrikanischer Herkunft in Deutschland), welche die Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Mitte im August beschloss.
„Der Begriff ‚Mohr‘ ist diskriminierend und Schwarze und People of Color wollen nicht als ‚Mohr‘ bezeichnet werden“, erläutert der Fortbildner.
Der zweite Schritt ist die Bereitschaft, Haltung zu zeigen. „Ich höre oft Beschwerden nach dem Motto: ‚Was kann man denn noch sagen?‘. Die Einstellung sollte jedoch sein: ‚Ich bin bereit mit der Zeit zu gehen, ich bin bereit zu verstehen, zu lernen‘“, erklärt Korodowou. Er führt fort: „Die Sprache zu sprechen, haben wir alle gelernt. Alle bisherigen Wörter und Fremdwörter haben wir gelernt. Ob wir nun drei weitere Wörter durch drei andere ersetzen, macht unsere Sprachkenntnisse nicht zunichte.“

Ganz im Gegenteil: „Es geht darum, Sprache lebendig zu halten, mit unseren Mitmenschen in eine gesunde Interaktion zu treten und sie nicht auszuschließen. Denn Sprache kann wohl für beides genutzt werden: isolieren oder integrieren.“

Links:

Hier geht es zu Website von „Impuls, Institut für konstruktive Konfliktberatung“.

Hier können Sie einen Artikel über Shérif Korodowou lesen, der am 22.06.2020 in der Oberhessischen Presse erschien.

Hier ist ein Rassismuskritisches Alphabet mit weiteren wichtigen Begriffen. Autorin: Tupoka Ogette und Design: Kraut und Konfetti

Der Kolonialismus in der mittelhessischen Provinz

Der Ausländerbeirat Marburg besuchte im August die Sonderausstellung „Das Zollamt in Marburg: Kolonialismuskritik und Politische Ikonographie in der frühen Bundesrepublik“ im Marburger Kunstmuseum.

  • Dr. Kathrin Bonacker und Prof. Dr. Benedikt Stuchtey (rechts obere und untere Reihe) und die Mitgleider des Ausländerbeirats Marburg (von rechts) Sylvie Cloutier, Goharik Gareyan, Xiaotian Tang, Sherif Korodowou, Sareh Derassaree, Fadi Einuz und Marico Engel (nicht auf dem Bild).

Zuletzt wurde in der Stadt Marburg engagiert über die Rolle von Symbolen und Namen im Kontext des deutschen Kolonialismus debattiert. Soll es etwa zu einer Umbenennung der Bismarckstraße kommen oder soll das Relief am Marburger Zollamt heruntergenommen werden, sind hier aktuelle Fragen. In der Diskussion möchte sich der Ausländerbeirat Marburg ein eigenes Bild verschaffen. Denn da einige seiner Mitglieder aus früher kolonisierten Ländern stammen, ist dies auch für ihn ein emotionales Thema.

Um die Debatte zu versachlichen, lud der Ausländerbeirat daher seine Mitglieder am 30. August in das Kunstmuseum Marburg. Dort besichtigten sie die Sonderausstellung „Das Zollamt in Marburg: Kolonialismuskritik und Politische Ikonographie in der frühen Bundesrepublik“ unter der fachkundigen Leitung der Kuratorin Dr. Kathrin Bonacker. Begleitet wurde die Gruppe zudem von Professor Dr. Benedikt Stuchtey (Neuere und Neueste Geschichte, Universität Marburg), der nach der Besichtigung in einer offenen und lebhaften Diskussion weitere Fragen hinsichtlich des deutschen und des europäischen Kolonialismus beantwortete. Frau Dr. Bonacker führte die anwesenden 7 Mitglieder, die unterschiedlichster Herkunft sind (Philippinen, Togo, Iran, China, Armenien, Israel und Kanada) in die Ausstellung ein. Wegen des Corona-Hygieneplans durfte sich leider nur eine Gruppe von maximal 10 Personen im Museum versammeln, aber das Thema wird sicherlich weiterhin im Gespräch bleiben.

Frau Dr. Bonacker erklärte, dass man Symboliken nur aus ihrer Zeit heraus erkennen können. Das Zentralbild des Reliefs beim Zollamt zum Beispiel lässt sich heutzutage nicht mehr so leicht erklären. Aber zu seiner Entstehungszeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg gaben solche Reliefs Hinweise auf die Funktion eines Gebäudes wieder, natürlich mit Symboliken die die Menschen damals verstanden. Zum Beispiel sind einige Museumbesucher erstaunt, dass die zwei Arbeiter rechts auf dem Relief Europa darstellen sollen, aber Stahlarbeiter scheinen heute im öffentlichen Bild nicht mehr so präsent und schon gar nicht mit Basthut. Was damals als Symbol des Fremden akzeptiert war, ist glücklicherweise heutzutage nicht mehr vertretbar. In der Ausstellung konnte man nachvollziehen, wie die verschiedenen abgebildeten Figuren (den Chinesen, den Afrikaner, den Stahlarbeiter und den Chemiker) der Bildsprache der damaligen Zeit entsprachen. So finden sich dort Werbeplakate voller markanter und abwertender Stereotypen der Epoche. Diese Einordnung relativierte für die Mitglieder des Ausländerbeirats einigermaßen die Schwere der Problematik des Reliefs. Ein Werbeplakat der 60er zeigte wie die Clichés der Zeit funktionierte: Eine Frau im Bikini, kniend, hatte denselben Status wie ein schwarzer Mannes, auch er kniend, während der weiße Mann stehend dargestellt worden ist. Diese Clichés funktionieren heutzutage einfach nicht mehr!

Die Welt der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war aufgeteilt in Länder, die kolonisiert wurden, oder Länder, die kolonisiert haben, erklärte Prof. Dr. Stuchtey. Auch wenn dies immer dynamische und fließende Prozesse waren, führte dies auch dazu, dass auch in der mittelhessischen Provinz Kolonialismus und die ethnischen Stereotypen „Class, Gender and Race“ spürbar und sichtbar wurden. Das Relief am Zollamt ist ein Beispiel dafür und man wundert sich über manche Symbolik des Kolonialismus in so einer kleinen Stadt, die keine direkte Kolonialismusvergangenheit hatte, wie die großen Metropolen der Welt. Überraschenderweise erklärt Benedikt Stuchtey, wird so auch eine kleine Stadt wie Witzenhausen bei Kassel, wegen seiner Landwirtschaftsschule weltweit bekannt. Ein Mitglied des Ausländerbeirats konnte dies sofort bestätigen: „Ich kannte einen Pfarrer aus Witzenhausen und viele Bekannte aus west afrikanischen Länder, waren sehr stolz auf ihre Zeugnisse aus Witzenhausen!“.

Die Diskussion war insgesamt sehr anregend und unterschiedliche Kolonialerfahrungen hinsichtlich Deutschlands und der Herkunftsländer der Mitglieder des Ausländerbeirats wurden erläutern. Auch wenn diese sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit dem Kolonialismus gemacht haben und dessen Rolle für die Entwicklung der Welt auch nicht gleich bewerten, blieb doch die Gewissheit, dass die Ungleichheiten der Vergangenheit leider noch bis in die Gegenwart zu spüren sind. „Und da genügt es vermutlich nicht Statuen und Namen zu entfernen“, meinte Goharik Gareyan, Vorsitzende des Ausländerbeirats Marburg. Die Nachkommen der Kolonisierer und der Kolonisierten müssen dies gemeinsam in vertrauensvollen Gesprächen aufarbeiten, denn auch dies zeigte dieser Tag, nicht alles ist so eindeutig wie man auf den ersten Blick meinen möchte.

Sylvie Cloutier, stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Mitglied des Ausländerbeirates seit 2015

Mehrsprachigkeit feiern!

Die Mehrsprachigkeit bietet vor allem Chancen und keine Entwicklungsrisiken wie dies oft von bestimmten Politikern nach außen getragen wird. In unserer Gesellschaft werden mehrsprachige Menschen und vor allem Kinder als besondere Entwicklungsrisikogruppen gesehen, von denen leider nicht selten automatisch erwartet wird, schlechtere Leistungen zu erbringen oder an mangelnden Fähigkeiten zu leiden. Für diese, genauso wie für die einsprachigen Menschen, ist der echte sprachliche Austausch mit ihrer Umfeld wichtig sowie ihre Teilhabe an der Gesellschaft. Beides leider immer noch nicht selbstverständlich. Seit eh und je wird die Mehrsprachigkeit als Nachteil gesehen. Und dies ist leider ein gutes Beispiel für eine seit Jahrzehnten versagende Integrationspolitik.

Die Schuld daran wird oft in den Wohnzimmern migrantischer Familien gesucht. Dort sitzen oft Eltern, die sich dafür schämen, mit ihren Kindern in der Sprache zu sprechen, mit der sie aufgewachsen sind, in der sie singen und träumen, wenn sie die Heimat vermissen. Die Entwicklung dieser Kinder als mehrsprachig wird auf Mangel zurückgeführt. Auf Schaden für das deutsche Bildungssystem. Die Mehrsprachigkeit soll gefördert werden, indem man den Menschen die gleichen Chancen gibt, sie nicht in „Schubladen“ steckt und  eine richtige Teilhabe ermöglicht. 

Anstelle Mehrsprachigkeit als Manko zu betrachten, soll die deutsche Politik diese feiern.

Kristiana Donkova-Schalauske, Mitglied des Ausländerbeirates seit 2015

Blut kennt keine Unterschiede!“ Ausländerbeirat ruft zu Blutspenden auf

Donnerstag 18.6., 9:30 Uhr: Mit Abstand und Mundschutz gehen Mitglieder des Marburger Ausländerbeirates zur Blutspende. Der Termin wurde vor Wochen mit dem Blutentnahmeteam abgesprochen.

  • Sylvie Cloutier, stellvertretende Vorsitzende des Ausländerbeirates, beim Blutspenden.

Bereits im Mai teilte der Ausländerbeirat Marburg den Aufruf des Uni Klinikums. Aufgrund der aktuellen Situation fehlt es an Blutspender*innen. Unter dem Motto „Blut kennt keine Unterschiede“ haben sich einige Mitglieder, die Blut spenden können zu diesem gemeinsamen Termin verabredet. Dort wurden sie vom Prof. Dr. Sachs, dem ärztlichen Leiter der Transfusionsmedizin des UKGM Marburg, empfangen.

Goharik Gareyan, Vorstandsvorsitzende des Ausländerbeirates: „Nicht alle Mitglieder des Ausländerbeirates können gerade Blutspenden, wir rufen aber alle gemeinsam dazu auf: Wenn ihr könnt, wenn es euch gut geht und sonst nichts dagegenspricht, geht Blutspenden!“

Sylvie Cloutier, stellvertretende Vorsitzende: „Es gibt viele Menschen, die gerne Blut spenden würden, aber aus verschiedenen Gründen nicht dürfen. Darüber braucht es immer wieder eine Diskussion. Die Sicherheit der Spender*innen und Empfänger*innen hat natürlich höchste Priorität. Es muss jedoch verhindert werden, dass Menschen aufgrund solcher Regelungen ausgegrenzt und diskriminiert werden. Ausländische Mitbürger*innen möchten an dieser Blutspendenaktion teilnehmen, um ihren Mitmenschen zu helfen. Sie möchten mit ihrer Blutspende zeigen, dass sie vollwertige Bürger dieser Stadt sind und wünschen sich stärkere Partizipation an der Gesellschaft und Anerkennung“ Diese Ziele unterstützt Prof. Dr. Sachs. Er erklärt im Gespräch mit den Vertreter*innen des Ausländerbeirates die Ausschlussgründe für die Blutspende, dies gelte z.B. bei Menschen, die aus Malaria Risikogebieten stammten. Im Gegensatz zu HIV, gibt es in Deutschland kein zuverlässiges und zugelassenes Verfahren, um eine Malariainfektion im Blut nachzuweisen. Es sei aber keine generelle Diskriminierung von Ausländern, sondern hänge eben mit spezifischen Risiken spezifischer Herkunftsregionen zusammen. Er begrüße ausdrücklich die Spende von Migrant*innen oder Menschen mit Migrationshintergrund.

Mit der Aktion vom 18.6. hat der Ausländerbeirat Marburg erfolgreich  an dem Blutspende-Wettbewerb Medisspendenblut teilgenommen, über das bereits in der Presse berichtet wurde. Der Wettbewerb geht noch bis zum 3.7. und soll ab jetzt jährlich stattfinden. Der Ausländerbeirat Marburg ruft ausdrücklich auch andere Ausländerbeirate des Landes auf, bei der Blutspende-aktion mitzumachen.

Es bietet sich an, vorher nachzufragen, ob gerade bei der Blutspende viel los ist. Aufgrund aktueller Auflagen können weniger Personen gleichzeitig spenden und kann es zu Wartezeiten kommen. 

Blutentnahmeteam des UKGM Marburg, Tel.: 06421/58-64492