Ausländerbeiräte aus Hessen zu Besuch in Marburg
Hochkarätiges Programm bei der Plenarsitzung des Landesausländerbeirats
Mitglieder kommunaler Ausländerbeiräte aus ganz Hessen trafen sich zu ihrer Plenarsitzung im Stadtverordnetensitzungssaal in Marburg. Eingeladen waren der Vorsitzende des Rundfunkrates des Hessischen Rundfunks Harald Freiling und seine Stellvertreterin Dr. Miriam Dangel. Nach der Begrüßung durch Stadträtin Kirsten Dinnebier, welche den wichtigen Beitrag der Ausländerbeiräte und die durch ihn stattfindende Einbringung von migrantischen Perspektiven in der Kommunalpolitik lobte, hielt auch die Vorsitzende des Marburger Ausländerbeirates Sylvie Cloutier ein Grußwort. Harald Freiling erklärte Aufgabe und Struktur des Rundfunkrates. Die 32 Mitglieder wählen und beraten den Intendanten bei der Programmgestaltung. Dafür soll das Gremium alle gesellschaftlichen Gruppen vertreten. Freiling selbst kommt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, seine Vertreterin Dr. Miriam Dangel vom Bauernverband. Der Landesausländerbeirat ist ebenso vertreten, wie Vertreter von Kirchen, Muslimverbänden oder der jüdischen Gemeinde. Aktuell ging Freiling auf die Diskussionen innerhalb des Rundfunkrates über eine Empfehlung, was die Berichterstattung zum aktuellen Nahostkonflikt anbelangt, ein. Hierzu gab es zahlreiche Fragen der Anwesenden. Auch die Vorsitzende des Ausländerbeirats Marburg Sylvie Cloutier machte den Nahostkonflikt während ihrer Begrüßung zum Thema und erklärte „Wir müssen darauf achten, dass unsere Gesellschaft zusammenhält.“, denn viele Migrant*innen fühlen zunehmend unsicher. Ein weiteres Diskussionsthema war die Berichterstattung über Migranten und Migrantinnen. Cloutier zeigt auch zu diesem Thema, das Paradoxon auf, dass Migration oftmals als etwas Negatives dargestellt wird, aber gleichzeitig der Fachkräftemangel ein großes Problem darstelle. Jedoch stellte sie fest, dass „Die Mehrheit der Menschen hier zeigt uns jeden Tag, dass wir eine Berechtigung haben, hier zu sein, und das ermutigt uns.“.
Im Anschluss referierte Dr. Oliver Lauxen vom „Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur“ (IWAK) über Fachkräftezuwanderung und Fachkräftesicherung am Beispiel der Pflege. Über alle Pflegebereiche hinweg besteht eine Lücke zwischen freien Stellen und Bewerbern. In der ambulanten Pflege konnte zuletzt die Hälfte der offenen Stellen nicht besetzt werden. Durch den demografischen Wandel erwartet der Wissenschaftler, dass auch in den anderen Pflegeberufen bis 2030, dass auch in anderen Pflegeberufen bis 2030, 50 Prozent der offenen Stellen nicht wieder besetzt werden können.
Während sich der Großteil der Fragen der Teilnehmer um die Schwerpunkte Bezahlung und Arbeitsbelastung drehte, verwies der agah Vorsitzende Enis Gülegen darauf, dass der Landesausländerbeirat auch Mitglied im „Neuen Bündnis für Fachkräftesicherung in Hessen“ ist. Er rief die Ausländerbeiräte dazu auf, sich auch auf kommunaler Ebene im Bereich Arbeitskräfteanwerbung und-sicherung zu engagieren. Mitglieder von Ausländerbeiräten haben durch eigene Erfahrungen das Wissen, welche Hürden einer Arbeitskräfteanwerbung aus dem Ausland entgegenstehen. Es sind nicht nur die bürokratischen Hürden, sondern auch das Fehlen einer Willkommenskultur, der Rechtspopulismus und der Rassismus in unserer Gesellschaft. Die besondere Perspektive von Betroffenen bündelt sich in den Erfahrungen von Mitgliedern der Ausländerbeiräte, die eine unersetzbare Bereicherung für Lösungsansätze sind“ brachten die Delegierten schließlich zum Ausdruck.
agah Vorsitzender Enis Gülegen